Da sitze ich nun am Flughafen von Lukla mit einem reinen weißen Seidelschal um den Hals. 2 Wochen und es ist so viel passiert.
Der Glaube an welchen Gott auch immer scheint den Menschen einen unglaubliche Sicherheit, ein Vertrauen zu geben. Die Leichtigkeit mit der Kinder auf andere Menschen zugehen ist sensationell. Kindern ist es egal, ob du anders aussiehst, dick oder dünn, arm oder reich bist. Sie spüren dich und suchen Kontakt. Diese Kindlichkeit möchte ich mir bewahren, neugierig sein, mutig sein, Fragen stellen. Das habe ich auf meinen Reisen wieder entdeckt. Mit Respekt meine Welt entdecken. Immer wieder stelle ich verwundert fest, dass ich doch noch so einige Muster und Glaubenssätze in mir habe. Doch ich weiß sie mir bewusst zu machen und ich weiß ich kann es ändern. Slowly slowly, Schritt für Schritt.
Man soll nicht im Außen die Bestätigung suchen und doch hat mir das Außen wieder aufs Neue gezeigt wieviel Gutes und Positives ich in mir habe. Sich das bewusst zu machen ist ein Glücksgefühl. Auch ich mache Fehler, doch ich verzeihe mir und lerne und halte nicht daran fest sondern kehre es ins Positive.
Mein ZDE? Ich möchte diese positive Energie in die Welt tragen, möchte nicht besser wissen und nicht belehren sondern einfach danach leben. Ich möchte anstecken….wer rat bei mir sucht oder jemand zum Zuhören, soll das bekommen. Genauso wünsche ich mir Menschen um mich die mir helfen mich zu reflektieren und zu wachsen.
Alle Religionen haben eines gemeinsam: sie haben heilige Orte, magische Rituale, sollen dem Glaubenden Liebe, Glück und Gesundheit bringen. Alle erzählen von einer Art Seele, Unterbewusstsein, Karma. Wir haben es in der Hand unser Leben lebenswert zu gestalten. Einen Footprint für die Generationen nach uns zu hinterlassen. Alle sind sich einig, dass dies nicht mit materiellen Dingen möglich ist bzw. nur eingeschränkt. Und doch versuchen wir uns frei zu kaufen. Durch Spenden an Kirchen, gemeinnützige Projekte, Tempel…
Ich möchte nicht sagen, dass wir das lassen sollen. Viele ganz tolle Dinge sind durch diese Spenden möglich. Geld ist auch „nur“ ein Tauschmittel, eine Art Energie…
Doch ich glaube daran, dass wir in der Realität tatsächlich nur durch unsere Gedanken und Taten die Welt verbessern können. Ich möchte mich nicht generell gegen Religion aussprechen. Doch wir sollten uns bewusst sein, dass jeder von uns täglich die Wahl hat das Beste aus seinem Leben für sich und andere zu machen. Die Verantwortung liegt nicht bei einer höheren Macht in welcher Form auch immer, sondern bei uns.
Ich sehe so viele Kinder, die in unseren westlichen Augen schmutzig auf der Strasse spielen und nichts haben. Man hat die Tendenz von Mitleid. Mitleid sollte generell eher durch Mitgefühl ersetzt werden. Mitleid ändert nichts. Wir sollten nicht beurteilen. Ich stelle mir eine provokante Frage: welches Kind ist glücklicher, das Kind was im Dreck spielen darf und danach mit offenen Armen und Liebe eine einfache Reismahlzeit bekommt und von Arm zu Arm, Lächeln zu Lächeln gereicht wird?
Oder das Kind das scheinbar alle materiellen Güter hat, eine üppige Mahlzeit in der Schulkantine einnimmt und danach vor den Fernseher sitzt. Wir wissen es gibt beides und bewerten was besser ist, ohne das einfache Leben gelebt zu haben. Wir bewerten ohne die jeweils andere Seite zu kennen. Wir bewerten daran wer mehr „hat“. Dabei achten wir auf die äußeren Zeichen des Wohlstandes. Die inneren Werte sind nicht sichtbar.
Beide Kinder können glücklich sein, auf ihre Art mit ihrem Umfeld. Es gibt kein richtig oder falsch. Für keinen von uns. Jeder von uns kann entscheiden wie er leben möchte und ja, ich habe wahrscheinlich andere Möglichkeiten als Kinder aus anderen Ländern. Dafür bin ich dankbar. Dafür möchte ich zurück geben, teilen.
Eine tolle Geste im Buddhismus ist, ähnlich wie bei uns, das Kerzen anzünden und mit einem Wunsch versehen. Die Wünsche sollten jedoch immer für sich, das Umfeld und die Welt sein. Die Gebetsfahnen sollen immer auch für alle auf der Welt gute Wünsche erfüllen. ICH gibt es nicht alleine, aus ICH wird immer WIR und dadurch etwas viel Größeres.
Ich bin seid ich von Lukla zurück bin in Pharping gelandet, ca. 1 Stunde von Kathmandu. Was soll ich sagen, Stephan, Pasang und das Team sind so herzliche Menschen. Ich darf/soll mich überall im Haus frei bewegen, alles anschauen, alles mitbenutzen. “Bitte fühle dich einfach zu Hause hier, dann machst du uns glücklich”.
Ich esse nicht alleine in einem Hotelraum sondern gemeinsam mit den beiden in der Küche. Die Unterkunft nennt sich zwar Hotel ist aber eher Ferienwohnung mit Familienanschuss. Morgens gehe ich mit Pasang einkaufen oder in den Tempel und Mittags bin ich für mich. Die Atmosphäre in diesem Haus ist einzigartig schön und friedlich. Ich bin nach den paar Tagen so unglaublich entspannt und bei mir. Es fühlt sich tatsächlich wie ein kleines Paradies an.
Eigentlich hätte ich nach Plan heute für 2 Nächte in das Hotel nach Kathmandu sollen. Ich bin sehr froh dass ich spontan hier bleiben darf. Ich fühle, das ist die perfekte Überleitung vom Trek in den Bergen zum Kloster.
Auch das habe ich gelernt die letzten Monate. Ohne Plan zu sein fühlt sich toll an, es kommt eh wie es kommen soll. Und Pläne dürfen sich ändern, sieht man ja jetzt wieder… den Sinn für Planänderungen versteht man oft beim Blick in den Rückspiegel.
Es hat schon alles einen Sinn, hätte ich den Trek nicht früher abgebrochen, wäre ich nur einen Tag hier gewesen bzw. würde jetzt in den Bergen fest hängen, da im Moment keine Flüge gehen. Die Piloten fliegen auf Sicht und es ist seit ich hier bin bewölkt. Ich stelle wie so oft die letzten Jahre fest, dass irgendwer hervorragend auf mich aufpasst. Magisch. Immer schön auf die innere Stimme achten 🙂
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